Wenn Zukunftsorte
erzählen…

LandArt – neue (Kultur)Landschaft in Munderfing

April 2015, Veronica Weyrer

Was entsteht, wenn eine 2.800-Einwohner-Gemeinde neue Wege in der Landschaftsgestaltung beschreitet? Der Zukunftsort Munderfing in Oberösterreich brachte im vergangenen Jahr einen Prozess in Gang, dessen Ergebnisse nun sichtbar sind. In Kooperation mit Studierenden der Technischen Universität Wien wurden orts- und landschaftsbezogene LandArt-Projekte konzipiert und umgesetzt, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Gemeinde befassen und zum Nachdenken anregen. Die Projekte wurden im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Fakultät für Architektur und Raumplanung über ein Semester konzipiert und Mitte April 2015 realisiert.

Windpark bringt neue Herausforderungen

Der Zukunftsort Munderfing gilt in vielerlei Hinsicht als Vordenker. Seit 2014 ist der von der Gemeinde erbaute Windpark in Betrieb. Der neue Windpark ist jedoch nicht nur ein entscheidender Schritt in Richtung Energieautarkie der Gemeinde, er bringt auch Landschaftseingriffe mit sich, die zu intensiven Diskussionen führten. Dieser Diskussion stellt sich der Innviertler Ort aktiv: Die Rolle der Umwelt im Rahmen solch zukunftsorientierter Maßnahmen soll offen thematisiert und von unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchtet werden. Einen ersten neuen Blickwinkel brachten die Studierenden der Technischen Universität Wien ein und setzten sich künstlerisch mit den Landschaftsveränderungen im Kobernaußerwald auseinander.

Studierende erkunden die Gemeinde

25 Studierende beschäftigten sich im Rahmen der Lehrveranstaltung „Großes Entwerfen Impulse Munderfing“ über ein Semester lang mit dem Innviertler Ort Munderfing sowie dem neu entstandenen Raum rund um den von der Gemeinde betriebenen Windpark. Startpunkt der Kooperation war eine Workshop-Woche im Oktober 2014. Die Studierenden hatten hier die Möglichkeit, die Gemeinde und ihre BürgerInnen kennenzulernen und so konnte man eine Woche lang die jungen angehenden ArchitektInnen und LandschaftsplanerInnen auf ihren Erkundungstouren beim Skizzieren oder Fotografieren beobachten. Zurück in Wien folgte eine intensive Recherche- und Planungsphase in Kleingruppen. Ende Jänner 2015 wurden zehn Ideen ausgewählt und mit ortsansässigen ProjektpatInnen weiterbearbeitet und realisiert.

ProjektpatInnen aus der Gemeinde          

Von der Ideenfindung bis hin zur tatsächlichen Umsetzung arbeiteten die Studierenden an ihren Projekten eng mit Interessensgruppen (Vereinen und Unternehmen) aus der Gemeinde zusammen. Dazu gehörten die Landjugend, der Kameradschaftsbund, die Goldhauben- und Kopftuchgruppe, der Tourismusverband, die Ortsbauernschaft, die Radfreunde, die Windpark Munderfing GmbH und die Energiewerkstatt GmbH. Sie alle haben jeweils Patenschaften für ein Projekt übernommen und die Studierenden beim Aufbau ihrer Arbeiten unterstützt. Diese Kooperationen ermöglichten es, auf Gegebenheiten des Gemeindelebens und die Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen. Das im Ortskern gelegene leerstehende Gasthof Bräu war zentrale Anlaufstelle für alle Interessierten. Bei Kochabenden und anderen Gemeinschaftsaktivitäten gab es die Möglichkeit, mit der Gemeindebevölkerung ins Gespräch zu kommen und herauszufinden „wie die Gemeinde so tickt".

Neue Impulse in Munderfing

Seit April 2015 werden nun durch verschiedene Installationen Landschaftsräume in und um Munderfing thematisiert, Besonderheiten der Ortschaft erforscht und auf unterschiedlichste Weise künstlerisch dargestellt. Die LandArt-Projekte bieten eine ganz persönliche Sicht der Studierenden auf den Ort, seine BürgerInnen und Geschichte. Im Fokus der künstlerischen Projekte stehen vor allem der Windpark und der Kobernaußerwald, aber auch Themen wie der Schwemmbach, traditionelle Bauweisen oder die regionale Geschichte und Sagenwelt des Ortes.
Entstanden ist eine Ausstellung von temporären und bleibenden Kunstwerken, die man in Munderfing für einen einzigen Tag, ein Jahr oder aber für die nächsten Jahrzehnte besuchen kann. Das Spektrum der Arbeiten reicht von grafischen Gestaltungen auf den Windrädern über Türen entlang eines Weges, die auf besondere Ausblicke und geschichtliche Phasen aufmerksam machen bis hin zu einem überdimensionalen "Setzkasten", der mit Munderfinger Besonderheiten bestückt ist.

Das Thema "Energieprojekte und Landschaft" wird dank der neuen (Kultur)Landschaft in und um Munderfing auch zukünftig im Bewusstsein der BürgerInnen der Gemeinde und der Region bleiben. 

Info:
Gemeinde Munderfing: www.munderfing.at

Projektinitiative und –koordination:
DI Christof Isopp | Die Verknüpfer

Lehrveranstaltungs- und Gesamtleitung:
Mag. Dr. Karin Harather | Institut für Kunst und Gestaltung 1
DI Dr. Norbert Trofl | Fachbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst

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