Wenn Zukunftsorte
erzählen…

August 2013, Marlis Stubenvoll

Es ist nicht das erste Mal, dass Künstler Andreas Strauss seine drei Kanalröhren präsentiert, die den luxuriösen Namen "dasparkhotel" tragen. Zwischen 400 und 500 Mal wurden die minimalistischen Schlafplätze am Donauufer in Ottensheim bereits publiziert und sorgen dafür, dass Strauss Name auch in Japan bekannt ist.

Die Röhre mit einem Innendurchmesser von zwei Metern und einer Länge von 2,6 Metern bietet ein komfortables Bett und Blick in den Himmel, sonst nichts. Wer Gast in dasparkhotel ist, ist Gast in ganz Ottensheim. Das Frühstück holt man sich im Cafehaus, Proviant an der nahen Tankstelle und im südamerikanischen Grill- und Kulturstand "El Danubio" findet man Sanitäranlagen.

Täglich sitzen Gäste auf der Parkbank vor der Röhre, oftmals mit Reiserad und Gaskocher. Das kuriose Objekt zieht aber genauso Architekten und Kulturinteressierte an. Für eine Nacht im "humanen Schließfach", wie Strauss es nennt, zahlen sie den "Pay-As-You-Wish"-Tarif – zwischen drei und 150 Euro lagen bereits am Kopfpolster.

2006 übersiedelte dasparkhotel nach einem Jahr in Linz nach Ottensheim. Es ist nicht das erste Second-Hand-Kunstobjekt, das hier eine Bleibe findet: In unmittelbarer Nähe steht das ausrangierte Flüchtlingsschiff "Ndeye Fatou" vom Festival der Regionen und die übergroße Spirale des Künstlers Josef Baier. Die Bürgermeisterin interessierte sich sofort für das Hotel, das irgendwo zwischen Kunst im öffentlichen Raum und funktionaler Architektur liegt.

Frühere Skeptiker in Ottensheim nennen die Röhren heute ein "Alleinstellungsmerkmal für den Tourismus". Zurecht: Zwei Drittel des Traffics auf der Tourismus-Internetseite kommt direkt von Andi Strauss' Buchungsseite für dasparkhotel. Mittlerweile stehen auch in Bottrop in Deutschland fünf Röhren. "Auch Linz hat nach einem Jahr wieder angefragt, wann es sein Parkhotel zurückbekommt", sagt Strauss.

Auch wenn sich fast alle Medienpräsenz um das Parkhotel dreht, bleibt Strauss nicht stehen und entwickelt ständig neue, außergewöhnliche Objekte. Vor der Polytechnischen Schule in Ottensheim steht eine knallrote Ape, ein italienisches, dreirädriges Lastenfahrzeug, das er gemeinsam mit den Schülern zu einem voll funktionstüchtigen Holzofen umgebaute. Der fahrende Pizzaofen mit eingebauten Tischflächen führte dazu, dass sich die jungen Schüler mit dem Thema Slow Food auseinandersetzten. "Die Burschen, die früher jeden Salat verweigerten und von Kochen keine Ahnung hatten, haben plötzlich Rucola gezupft wie die Einser."

"In Ottensheim lebe ich im Luxuspräkariat - ich habe hier eine kleine Wohnung, WLan und einen wunderschönen Blick auf die Donau. Das würde ich in Wien so nie finden", erzählt Strauss über seine ehemalige Studentenbude, die heute neben Wien seinen Lebens- und Schaffensmittelpunkt darstellt. Die günstige Miete und die Nähe zur Kunstuni in Linz waren der Grund, warum es ihn 1998 nach Ottensheim verschlug. Das Gefühl einer Hafenstadt und die schrulligen, aber netten und offenen Menschen lassen ihn bleiben.

 

Dasparkhotel


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