
Zwischenwasser
Mit Bürgerbeteiligung
schafft Zwischenwasser
hochwertige Baukultur
und neue Energielösungen
Der Zukunftsort Zwischenwasser baut auf seine Bürger
Im Ideennetzwerk "Zukunftsorte" tauschen Zwischenwasser, Hinterstoder, Moosburg, Munderfing, Neckenmarkt, Nenzing und Werfenweng innovative Konzepte am Land aus. Der Vorarlberger Ort Zwischenwasser gilt dank der Mithilfe seiner Bürger als Wegbereiter für Architektur und Energie.
Wer an das Land denkt, denkt entweder an das liebliche Bild von Kühen und Feldern oder an Abwanderung und leeren Gemeindekassen. Der Zukunftsort Zwischenwasser im "Ländle" bietet eine andere Sicht: In der Vorreitergemeinde für Energie und Baukultur prägen ökologisch und ästhetisch hochwertige Gemeindegebäuden das Ortsbild. Und das, obwohl die finanziellen Mittel des Ortes gering bemessen sind. "Natürlich soll ein Gebäude auch günstig sein. Aber was wir machen, machen wir g'hörig!", sagt Bauamtsleiter Andreas Böhler-Huber.
Das gilt auch für den neuen Kindergarten. Die Kinder, deren Schritte momentan noch über das Bürgermeisterbüro im Gemeindeamt poltern, beziehen nächsten Sommer das helle Passivhaus mit Photovoltaikanlage, das Holz und Lehm aus der Region nutzt. Im Frühling stehen die Eltern der Kinder selbst am Bau und helfen freiwillig bei den Stampflehmböden mit. Anders wären die ökologischen, aber arbeitsintensiven Böden nicht leistbar.Auch das unterscheidet Zwischenwasser von anderen Orten: Eine hohe Bürgerbeteiligung auf freiwilliger Basis macht Vieles im Ort erst möglich.
Erste Solarschule durch Bürgerbeteiligung
Das erste Bürgerbeteiligungsprojekt fand bereits 1989 statt und entwickelte sich vom Kraftakt zur Erfolgsgeschichte. Als die Volksschule im Ortsteil Dafins 1971 wegen geringer Schülerzahlen schließen musste, meldeten die Eltern der Schulkinder Protest an und initiierten nach Jahren des Tauziehens erfolgreich die Neugründung der Schule. Das Projekt drohte aber aus finanziellen Gründen zu scheitern. Also stellten um die 50 Bürger und Bürgerinnen ihre Arbeitskraft freiwillig zu Verfügung, leisteten Hilfsdienste am Bau und zimmerten einen Großteil der Turnsaaleinrichtung. Als erste solarbeheizte Schule Österreichs setzte das rote Häuschen auch in nachhaltigem Bauen neue Maßstäbe und erhielt dafür mit dem Staatspreis für Energieforschung 1992.
In Verbindung aus architektonischem Anspruch, Energieeffizienz und Bürgerbeteiligung errichten die Gemeinde und Privatpersonen ein preisgekröntes Gebäude nach dem anderen. Als Baukulturgemeinde 2009 ist Zwischenwasser für Architekturtouristen ein Fixpunkt.
"Bei den Produzenten von Fertigteilhäusern haben wir einen schlechten Ruf", sagt Bürgermeister Josef Mathis mit einem Lächeln. Moderne Architektur steht mühevoll sanierten, traditionellen Häusern gegenüber. Ein eigener Fachbeirat aus zwei Architekten begutachtet auch private Bauvorhaben. Ihr geschulter Blick prüft auch kleine Umgestaltungen wie Kreuzungen und Brunnen. "Architektur ist keine Geschmackssache, sondern muss sich den Gegebenheiten anpassen. Je besser der Raum gestaltet ist, umso besser lebt man."
Zugpferd im Klimaschutz
Energieeffizienz stellt das zweite Steckenpferd des Zukunftsortes dar. Zwischen 2001 und 2008 verringerte sich der CO2-Ausstoß der Haushalte um 6,7%, während er österreichweit immer noch ansteigt. Zwischenwasser ist außerdem Mitglied erster Stunde im e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden, das 1998 gegründet wurde. 86% der Maßnahmen aus dem Programm sind bereits umgesetzt. Sie betreffen die Bereiche Verkehr und Gemeindebauten genauso wie transparente Politik und Information. Damit erreichte der Zukunftsort im Jahr 2009 den ersten Platz im internationalen Ranking unter 581 e5-Gemeinden aus 10 Ländern.
Zehn Jahre früher als in Wien entstand in Zwischenwasser ein zukunftsweisendes Bürgerbeteiligungsprojekt: Bereits 2002 bot der Vorarlberger Ort seinen Bürgern die Möglichkeit, sich an Solaranlagen auf den Dächern der Gemeindegebäude zu beteiligen. Die Stadt Wien errichtete nach einem ähnlichen Prinzip vergangenes Jahr ein Bürgersolarkraftwerk.
Bürgermeister Mathis setzt aber nicht nur auf große Ideen: "Manchmal sind gerade kleine Projekte hocheffektiv." Mit einem Tag der offenen Heizraumtür oder Stromsparmeisterschaften motiviert das eigenständige e5-Team zur Auseinandersetzung mit dem Zukunftsthema. Im Vordergrund steht die umfassende, neutrale Information für alle.
Was der Wohngemeinde jetzt noch fehlt, sind Arbeitsplätze vor Ort. Weder Tourismus noch Gewerbe versprechen große Chancen auf einen Ausbau. Josef Mathis setzt seine Hoffnungen in das Zukunftsorteprojekt. "Unser Ziel ist es, das geistige Potential an den Ort binden. Durch das Projekt wollen wir mehr Kreativwirtschaft ansiedeln." Von den Ideen der anderen Zukunftsorte zeigt sich Mathis jetzt schon begeistert: "Hier kann unser Ort von den Besten lernen."
Vorzeigeprojekte aus Zwischenwasser
- Erste solarbeheizte Schule Österreichs
- Energieeffizienteste Gemeinde Europas 2009
- Hohe aktive Bürgerbeteiligung an den Gemeindegebäuden
- Ausgeprägtes Bewusstsein für Baukultur