Neckenmarkt & Raiding

 

Innovativ im
Blaufränkischland:
Mit Wein, Musik und
Architektur setzen
Neckenmarkt und
Raiding Akzente.

 

Zukunftsort Raiding: Große Kultur in kleiner Gemeinde

Raiding im Mittelburgenland hat 800 Einwohner, ein Festival mit rund 9.000 Besuchern und Gästehäuser japanischer Stararchitekten.

Alles beginnt bei einem Achtel Wein. Markus Landauer, Bürgermeister in Raiding und der neu zugezogene Roland Hagenberg sitzen im Heurigen beisammen und lassen ihren Ideen freien Lauf. Der erste Geistesblitz dieses Abends nahm 2012 Gestalt an und zieht unter dem Namen "Storchenhaus" Architekturinteressierte und Medien aus aller Welt an.

Raiding besitzt zwar im Moment kein richtiges Gasthaus, dafür aber eine Konzerthalle für etwa 600 Personen, ein Liszt Festival mit jährlich 9.000 Besuchern und ein Austauschprojekt, das zehn japanische Stararchitekten und ihre Werke in den mittelburgenländischen Ort bringt. Die Atmosphäre im Ort bewegt sich zwischen verschlafener Idylle und kulturellem Hochglanz.

Neun weitere Gästehäuser wie das Storchenhaus sind für die nächsten Jahre geplant und ziehen damit die Aufmerksamkeit japanischer Touristen und Architekturtouristen auf sich. Als nächstes platziert Hiroshi Hara  auf fünf mal fünf Metern ein Gästehaus mit Mikrokonzertsaal in die hügelige Landschaft. Das Hara-House bietet Abwechslung zu seinen Großprojekten wie dem Sapporo-Stadium und dem Bahnhof in Kyoto. In Japan sind die Architekten gefeierte Stars, in Raiding erfinden sie sich in kleinen Formen neu.

Virtuoses Raiding

Vieles von seinem kulturellen Puls verdankt Raiding dem berühmtesten Sohn der Gemeinde, Franz Liszt. Die Liszt-Gesellschaft pflegte schon Ende der 60er das Erbe des ersten Konzertreisenden und berühmten Komponisten und formulierte Pläne für ein Konzert. Die nötige finanzielle Unterstützung vom Land kam erst mit dem näher rückenden 200. Geburtstag des Virtuosen. Im Jahr 2006 eröffnete das Lisztzentrum, das nun  beim jährlichen Liszt Festival eine Bühne für internationale Klassikgrößen bietet. Die Architekten Atelier Kempe Thill und der akustische Berater Prof. Karlheinz Müller schufen einen Konzertbau, der moderne Architektur mit hervorragenden akustischen Eigenschaften verbindet. Der Architekturpreis des Landes Burgenland 2008 würdigt diese Synthese.

Trotzdem fehlte die Anbindung der Konzerthalle und des Festivals an die Ortsgemeinschaft. Von den großen Besucherzahlen profitierte der Ort nur wenig, da der Parkplatz und der Eingang von der restlichen Gemeinde baulich getrennt wurden. "Wir haben die Gelegenheit genutzt und den Ort für die Bewohner neu gestaltet", sagt Bürgermeister Markus Landauer. "Damit schufen wir auch eine positive Stimmung für das Festival".  Der Lisztpfad und die neuen Brücke verschönern nicht nur das Ortsbild sondern verbinden das außenständige Konzerthaus mit dem Herzen des Ortes.

Seit das Festival in der Gemeinde stattfindet, hat sich vieles im Ort geändert, erzählt Landauer. "Wir sind mitgewachsen. Sogar die Weinqualität hat sich verbessert." Bei 800 Einwohnern spielen persönliche Beziehungen zwischen den Akteuren keine geringe Rolle. 2009 übernahmen die Brüder Johannes und Eduard Kutrowatz die Intendanz des Festivals. Die Konzertpianisten aus dem Burgenland stehen in ihrer Arbeit in enger Verbindung zur Gemeinde und zur Raiding Foundation und wissen, wie ein kleiner ländlicher Ort funktioniert. "Ein Projekt gelingt nur, wenn die Chemie passt und handelnde Personen auch Querdenken zulassen. Ich kann mir nur wünschen, dass die Brüder Kutrowatz bleiben", sagt Landauer.

Liszt als Türöffner

Die Brüder Kutrowatz sind auch für einen besonderen Moment in der Geschichte der Raiding Foundation verantwortlich. Landauer, Hagenberg und beinahe die gesamte Riege der japanischen Stararchitekten besuchten gemeinsam ein Liszt-Konzert der Pianisten in Japan. Der Bürgermeister erinnert sich genau an die Ergriffenheit der Japaner von der Musik Franz Liszt. Dieser vereinende Moment überzeugte sie von dem gemeinsamen Projekt.

Die geplanten Gästehäuser und das Storchenhaus dienen umgekehrt auch dem Festival. Angesehene Musiker finden damit eine würdige Bleibe im Ort. Daneben soll das Projekt auch Künstler und Kreative dazu motivieren, im Ort tätig zu werden oder sich niederzulassen. Die Gemeinde stellt den Grund und die Infrastruktur für das Projekt zur Verfügung, hilft als Netzwerkgeber – nicht aber finanziell. Die gute Gesprächsbasis und die finanzielle Unabhängigkeit gewähren der Raiding Foundation die Freiheit, die sie zur Realisierung der Gästehäuser benötigt.

Letztlich sind es die Motivation und die passende Chemie zwischen den Akteuren, die Raiding den Aufstieg zu einem Fixpunkt auf der kulturellen Landkarte des Burgenlands ermöglichen. Gerade die Kleinheit der Gemeinde birgt die Möglichkeit des direkten Gesprächs und der Eingebundenheit der Bürger_innen.

Raiding ist seit Ende 2014 Mitglied bei den Zukunftsorten. Gemeinsam mit Neckenmarkt, das zu den Gründungsgemeinden des Vereins zählt, teilt sich Raiding eine „Tandem-Mitgliedschaft“. Durch die geografische wie thematische Nähe zu Neckenmarkt war eine gemeinsame Mitgliedschaft von Neckenmarkt und Raiding naheliegend. Beide Orte sind Weinbaugemeinden im Blaufränkischland, in denen Musik und Architektur wichtige Rollen spielen.

Vorzeigeprojekte aus Raiding:

  • Internationales Architekturprojekt Raiding Foundation mit lokaler Beteiligung
  • Hochkarätiges Klassikfestival mit mehreren Tausend Besuchern pro Jahr
  • Eine ausgezeichnete Konzerthalle, die moderne Architektur mit hervorragenden akustischen Eigenschaften verbindet
  • Neugestaltung des Ortskerns mit Lisztpfad und Brücke schlägt eine Verbindung zwischen Gemeinde und Liszt-Festival